Zwischen Gemeinwohl und dem Wohl eines Einzelnen

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: gut, Universität Rostock (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Theorie und Praxis des Brecht-Theaters, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein vaterloser Knabe stirbt auf einer beschwerlichen Reise, um für seine Mutter, die krank ist, medizinische Hilfe zu besorgen. Doch der Schüler stirbt nicht durch Schwäche oder Krankheit, sondern weil ein Brauch es verlangt. Bertolt Brecht schrieb das Lehrstück 1929 und es wurde 1930 im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht) uraufgeführt. Der Jasager (vgl. Völker, S. 58 f.), geht auf das japanische Nô-Spiel Tanikô (Fabel) zurück und wurde 1930 auf Grund herber Kritik um Der Neinsager von Brecht erweitert (vgl. Kugli et. al., S. 69 f.). Der Leser trifft auf Figuren, die asoziales Verhalten zeigen. In einer aussichtlosen Situation handeln Beteiligte ihrer Pflichterfüllung gemäß, irrational und konsequent. Auch dann als es darum geht, jemanden zu töten. Der Brauch besteht darin, denjenigen, der auf einer Reise krank wird und nicht weiter kann, zu fragen, ob er verlangt, dass man seinetwegen umkehren soll. Darauf muss der Befragte antworten, dass man seinetwegen nicht umkehren und ihn mit seinem Einverständnis zurücklassen soll. Aus Furcht äußert der Knabe die Bitte, in das Tal geworfen zu werden, um einen einsamen Tod zu vermeiden. Daraufhin werfen die Mitreisenden den Schüler in den Abgrund. Der Jasager ist tot, weil er mit dem Falschen einverstanden war. Der Neinsager hingegen ist nicht damit einverstanden, dass man seinetwegen nicht umkehrt. Stattdessen erklärt der Knabe die Unvernunft des alten Brauches und fordert einen neuen, der dazu anregt in "jeder neuen Lage neu nachzudenken" (BBS, S. 245). Der Knabe wird zurückgebracht. Bei der Kategorie Lehrstück könnte man meinen, ginge es um die Vermittlung einer Lehre. Dies jedoch ist nicht der Fall. Ein Lehrstück "lehrt, die Wirklichkeit genauer wahrzunehmen" (Steinweg 1995, 19 f.). Im Zentrum der Lehrstücke stehen "[die] Spieler selber", die durch "körperliche Einfühlung, Imitation und Verfremdung" (ebd.) Haltungen erkennen können. Hierbei hält das Lehrstück die Möglichkeit bereit "neue Verhaltensmöglichkeiten entdecken und erproben [zu können]" (ebd.). Die Schüler sollen auch darüber nachdenken, inwieweit sie mit der Gesellschaft in Verbindung stehen. Dies soll mit dem wiederholten Spielen von Konfliktsituationen, welche die "Tiefenstruktur der sozialen Wirklichkeit abbilden" (vgl. ebd.), geschehen. Damit einher geht die Absicht, den Zusammenhang der persönlichen Konflikterfahrung "mit der gesellschaftlichen Konfliktstruktur zu erkennen" (ebd.).

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Artikelnummer 9783640579082
Produkttyp Buch
Preis 18,90 CHF
Verfügbarkeit Lieferbar
Einband Kartonierter Einband (Kt)
Meldetext Folgt in ca. 5 Arbeitstagen
Autor Kräplin, Tom
Verlag GRIN Publishing
Weight 0,0
Erscheinungsjahr 2010
Seitenangabe 24
Sprache ger
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