Wenn des Singen net war

In der Szene der echten Südtiroler Volksmusik gibt es unter den vielen Gruppen einen über Jahrzehnte besonders klingenden Namen: Die Familie Oberhöller. Sie stammt aus dem Sarntal. Ihre Geschichte beginnt mit Alois Oberhöller vom Dillerhof in Reinswald, findet ihre musikalische Fortsetzung in den Geschwistern Oberhöller und gedeiht heute noch durch die ungebrochene Sanges- und Musizierfreude von Sepp Oberhöller in verschiedenen Musikgruppen, vor allem den Kaserolmsängern aus dem Pustertal. Für das Buch ließ sich der Autor Meinhard Feichter von Sepp Oberhöller, dessen Geschwistern, Verwandten, Freunden und Wegbegleitern in mehr als 50 Interviews die Geschichte dieser Sarner Sängerfamilie vom auslaufenden 19. Jahrhundert bis in heutige Tage erzählen. Neben ausgedehnter Feldforschung im Sarntal und im Pustertal recherchiert er auch in den Volksmusikarchiven von Südtirol und Bayern sowie in Volksmusikabteilungen des ORF-Tirol und des Bayrischen Rundfunks. So wird das Lebensbild zweier Generationen einer einfachen Großfamilie gezeichnet, die ein bescheidenes Leben mitten in den Südtiroler Bergen führt, vom Schicksal und den politischen Wirren in ihrer Heimat wiederholt und teils hart auf die Probe gestellt wird, unmittelbar von zwei Weltkriegen geplagt ist, sich aber nie unterkriegen lässt. Vater Alois und in der Folge sein Sohn Sepp begnügen sich nicht mit den Entbehrlichkeiten ihres kargen Lebens hinten im abgeschiedenen Sarntal sondern suchen mit Fleiß, Willen und Optimismus nach Möglichkeiten und Gelegenheiten zur Verbesserung der Bedingungen für sich und ihre Familien. Sie wandern aus, müssen nach herben Rückschlägen wieder zurück und versuchen es später und dann erfolgreich ein weiteres Mal. Diesmal im Pustertal. Dabei werden sie getragen von einer unbändigen Zuversicht, einem tiefen Glauben, einer gesunden Portion Selbstachtung und vor allem von der Kraft der Musik. Diese wirkt wie eine geheime Macht. Wenn des Singen net war, wäre die Familie wohl oft schon auseinandergebrochen und die einzelnen Mitglieder hätten sich in alle Himmelsrichtungen verstreut. So wird damals wie heute gesungen und musiziert, in der Stube, in der Kirche, im Wirtshaus und oben auf der Alm aber auch am Mikrophon, vor der Kamera und im Rampenlicht vor großem Publikum. Sie tun es für sich, für andere und zur Ehre Gottes. Es sind Lieder und Stücke aus alten Überlieferungen aber auch neuen Texten und Melodien, bodenständig und stets der echten alpenländischen Volksmusik verpflichtet. Zählt man all die Jahre zusammen, in denen Vater Alois und Sohn Sepp mit ihren Familien und Freunden gesungen und musiziert haben, kommt man auf mehr als 100 Jahre gemeinsamen Singens und Musizierens. Ungezählte Auftritte in- und außerhalb Südtirols, eine Reihe von Ton- und Bildaufnahmen dokumentieren ihre Sing- und Spielfreude und ihre Verantwortung für die Erhaltung und Pflege unverfälschter Tiroler Volksmusik. Nicht umsonst wird die Arbeit von Sepp Oberhöller bereits im Jahre 2006 durch die Verleihung der Verdienstmedaille des Landes Tirol auch öffentlich gewürdigt. Er wäre aber nicht der Oberhöller Sepp, würde er sich auf seinen Lorbeeren ausgeruht haben. So schreibt er seit vielen Jahren weltliche und geistliche Lieder und Musikstücke, die verlegt werden und mittlerweile weit verbreitet sind. Zudem dirigiert er seit einigen Jahren mit großem Einsatz den Chor der Brunecker Kapuzinerkirche. Als Leiter offener Singkreise tourt er mit seinen fast 80 Jahren weiterhin durch Südtirol und wird zu ebensolchen Veranstaltungen regelmäßig auch nach Nordtirol, Vorarlberg, ins Salzburgerland und hinaus nach Bayern eingeladen. Seine Mission ist stets dieselbe: sangesfreudige und traditionsbewusste Menschen mit dem einfachen und unverfälschten Tiroler Liedgut in Kontakt bringen und so die tieferen Botschaften der aus dem Südtiroler Volk erwachsenen Texte und Melodien vermitteln und lebendig halten. Die Geschichte der Familie Oberhöller ist so in vielerlei Hinsicht eine sehr besondere: Sie ist beeindruckendes Lebenszeugnis für die Wirkmächtigkeit von Bodenständigkeit, Gemeinschaftssinn und Glaube. Und vor allem für die Kraft der Musik, die Herzen verbindet - über alle Grenzen hinweg.

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Artikelnummer 9788868394875
Produkttyp Buch
Preis 39,90 CHF
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Einband Fester Einband
Meldetext Libri-Titel folgt in ca. 2 Arbeitstagen
Autor Feichter, Meinhard
Verlag Athesia Tappeiner Verlag
Weight 0,0
Erscheinungsjahr 20201028
Seitenangabe 288
Sprache ger
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