Europa Erlesen. Sankt Petersburg

Leningrad, Petersburg, Petrograd, Sankt Petersburg so lauteten die Namen, unter denen sich die 5 Millionen Einwohner der zweitgrößten Stadt Rußlands 1990 in einem Referendum zu entscheiden hatten. Als wollten sie den alten Topos von Petersburg als Fenster Rußlands zum Westen erneuern, stimmte eine knappe Mehrheit von Leningradern für die alte, vorrevolutionäre Bezeichnug Sankt Petersburg. Damit wurde das Grundmotiv der Stadt, ihr zwischenweltlicher, zwiespältiger und paradoxaler Charakter abermals bestätigt: einerseits Aufgeschlossenheit für alles Neue, Westliche, Europäische (in diesem Fall das Referendum als höchste Form der Demokratie, die es in der russischen Geschichte niemals gegeben hatte) andrerseits Rückgriff zum Ursprung und zum Heiligen im halbmythischen Akt der Namensgebung. Die Doppeldeutigkeit ist der Stadt seit der Gründung im Jahre 1703 eingeschrieben: in der Mehrdeutigkeit und Anzahl seiner Namen, durch seine geographische Lage und architektonische Konzeption. All diese Motive bilden zusammen ein vorliterarisches Feld, das in der zeitgenössischen Literatur noch immer erkennbar ist.

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Artikelnummer 9783851292602
Produkttyp Buch
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Einband Fester Einband
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Autor Jäger, Valeria / Klein, Erich
Verlag Wieser Verlag GmbH
Weight 0,0
Erscheinungsjahr 1998
Seitenangabe 239
Sprache ger
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