Proba, P: Nosokomiale Infektionen, Antibiotikaeinsatz und mu

Nosokomiale Infektionen und multiresistente Erreger stellen ein zunehmendes Problem in Krankenhäusern dar. Obwohl diese Problematik mittlerweile auch die Altenpfle-geheime erreicht hat, ist die Studienlage zur Prävalenz nosokomialer Infektionen und multiresistenter Erreger in Langzeitpflegeeinrichtungen unzureichend. Um dem entge-genzuwirken, wurden im Rahmen dieser Studie aktuelle Punktprävalenzen zum Vor-kommen nosokomialer Infektionen und multiresistenter Erreger in Altenpflegeheimen im Rhein-Main-Gebiet 2013 ermittelt. Insgesamt nahmen 29 Altenpflegeheime aus dem Rhein-Main-Gebiet mit 2606 Be-wohnern an dieser Studie teil. Mit Hilfe der etablierten HALT-Fragebögen (Anlage 2) wurden im Rahmen des HALT-2-Projektes Bewohnercharakteristika und Antibiotika-einsatz in den Altenpflegeheimen dokumentiert und zusätzlich, anhand der modi-fizierten McGeer-Kriterien, alle nosokomialen Infektionen erfasst. Zusätzlich dazu wurden in dieser Studie alle Bewohner, die dem schriftlich einwilligten, auf multiresistente Erreger (MRSA, ESBL/MRGN und VRE) untersucht. Insgesamt be-teiligten sich 690 Bewohner aus 26 Altenpflegeheimen an dieser weiterführenden Diagnostik. Hierzu wurden Abstriche aus Nase, Rachen und/oder der Analregion genommen und diese im "Institut für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene" der Universität Frankfurt am Main auf MRSA, ESBL/MRGN und VRE untersucht. Die Datenerfassung in den Pflegeeinrichtungen erfolgte zwischen April und Juli 2013. Ziel dieser Studie war die Erhebung aktueller Punktprävalenzen zu nosokomialen Infektionen und Antibiotikaeinsatz in Pflegeeinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet. Zudem wurde die Prävalenz der MRSA-, ESBL-/MRGN- und VRE-Besiedlung bei Bewohnern von Langzeitpflegeeinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet ermittelt und anhand der dokumentierten Bewohnercharakteristika (inkl. "medical devices", Haut-barriereverletzungen, anamnestische Daten) wurden schließlich Risikofaktoren für eine MRE-Kolonisation sowie für nosokomiale Infektionen diagnostiziert. Die Prävalenz nosokomialer Infektionen in Langzeitpflegeeinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet in dieser Studie lag bei 2, 5%. Harnwegsinfektionen waren mit einem Anteil von 44, 8% aller Infektionen die am häufigsten vorkommende Infektionsart, gefolgt von Hautinfektionen mit 29, 8%. Atemwegsinfektionen (9%) und gastro-intestinale Infektionen (4, 5%) kamen deutlich seltener vor. Die Prävalenz des Antibiotikaeinsatzes lag bei 1, 4%. Die am häufigsten eingenom-menen Antibiotika waren andere Beta-Laktame sowie Chinolone (je 27, 8% aller Ant-ibiotika). Penicilline wurden eher selten eingesetzt (2, 8% aller Antibiotika). Zusammen-fassend lässt sich sagen, dass der Antibiotikaeinsatz in Langzeitpflegeeinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet als vergleichsweise gering einzustufen ist. Dafür wurden häufig Breitspektrumantibiotika (v.a. Cephalosporine und Fluorchinolone) verwendet, welche einen hohen Resistenzdruck aufweisen. Die in dieser Studie ermittelte Prävalenz von MRSA in Langzeitpflegeeinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet lag bei 6, 5%. Die Prävalenz von ESBL und insbes. 3MRGN in Pflegeeinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet war mit 17, 8% (ESBL) respektive 12, 3% (3MRGN) unerwartet hoch. Insbesondere der hohe Anteil an 3MRGN wurde so bislang noch in keiner Studie beschrieben. Die Prävalenz von VRE war mit 0, 4% sehr niedrig. Zusammenfassend zeigt sich eine hohe, jedoch stagnierende MRSA-Prävalenz sowie eine sehr hohe ESBL-Prävalenz (insb. 3MRGN). 4MRGN wurden im Rahmen dieser Untersuchung nicht gefunden. VRE stellt derzeit kein großes Problem dar. Als Risikofaktoren für eine MRE-Kolonisation stellten sich die klassischen, aus der Literatur bekannten, Risikofaktoren dar. Eine Harnwegskatheterisierung (OR 4, 228), die Versorgung mit einer PEG (OR 2, 746) sowie eine Antibiotikatherapie (OR 2, 610) innerhalb der letzten 3 Monate wurden als signifikante Risikofaktoren für eine MRSA-Kolonisation ermittelt. Eine ESBL-Kolonisation war signifikant lediglich mit dem Vorhandensein eines Harnwegskatheters (OR 1, 962) assoziiert. Als signifikante Risikofaktoren für eine Harnwegsinfektion wurden Harnwegskatheter (OR 6, 7965) sowie männliches Geschlecht (OR 2, 6890) diagnostiziert. Da Männer we-sentlich häufiger mit einem Harnwegskatheter versorgt waren als Frauen, müssen diese beiden Risikofaktoren jedoch kombiniert betrachtet werden. Als signifikante Risiko-faktoren für Hautinfektionen stellten sich Gefäßkatheter (OR 15, 0702), Dekubiti (OR 9, 4621), andere Wunden (OR 18, 5909) sowie eine MRSA-Besiedlung (OR 5, 9442) dar.

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Artikelnummer 9783835963986
Produkttyp Buch
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Verlag VVB Laufersweiler
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