PapierZunge

Ein Leser: »Geschätzter Verleger, Sie haben einen großen Dichter unter all diesen im Verlag Rote Zahlen versammelten Klugen, Humorigen, Querköpfigen und Unzeit­gemäßen: Einen Shakespeare haben Sie entdeckt und aufgetan - ich muss es unumwunden eingestehen. Es ist Ingeborg Endres-Häusler.« (J. M.) Der Herausgeber: "Die Gedichte von Ingeborg Endres-Häusler bescherten mir beim aller­ersten Lesen manch heftiges Déjà-vu, jenes reali­tätserschütternde Gefühl des Wiedererkennens, das mich schon oft bei Kunstwerken, die ich in Wahrheit nie zuvor er­blickt hatte, geistig und körperlich an­fasste. Adorno nennt diese Empfindung »Schauer«, bei Benjamin heißt sie »Aura«, bei Hegel »das sinnliche Scheinen der Idee«. Dieses Gefühl des Wiedererkennens speist sich aus derselben Quelle wie der coup de foudre in der Liebe. »Da bist Du ja end­lich!«, denkt der Getrof­fene - und hat doch eine Sekunde vor der Begegnung noch nicht einmal geahnt, wer oder was ihm da in seinem Leben fehlte. Menschen, die zum ersten Mal am Meer stehen, empfinden Ähnliches. Alles ist berauschend neu, nie gesehen, nie gehört, nie gefühlt, nie gerochen, nie solche Luft geschmeckt. Und dennoch ist ihnen alles tief vertraut. Weil jeder von uns das Meer in sich trägt. Verstörend, dieses Wiedererkennen. Eine Verstörung, die ein Zeichen für den Wahrheitsgehalt eines Werks ist. Und wer in diesem Buch z. B. »Wand­lung«, »Ein Reisekleid« oder »Gäa« auf­schlägt, der spürt: Diese Gedichte sind in der Welt, als hät­te es sie schon immer gege­ben. Wie das Meer. Oder »Wandrers Nachtlied« von Goethe. Es ist die schlagartige Ge­wissheit: Nur so und nicht anders konnte es gemacht werden! Bei der Betrachtung des Gesamtwerks fragt man sich dann: Was kann die­se Autorin eigentlich nicht? Selbst das scheinbar beiläufig Hinge­tupfte ent­ziffert sich bei näherem Hinsehen als abgrundtief-unauslot­bares Kunst-Werk. Kongenial begleiten MICHAELA FRIEDRICHS Bilder die Texte. Nicht kom­mentierend oder die Sujets platt verdoppelnd, viel­mehr im Sinne einer atmosphärischen Schwesternschaft. Je­des einzelne Werk kann auch als Solitär bestehen. Gemeinsam aber erzeugen Text und Grafik eine so starke sensuelle Dichte, dass der ungreifbare, magische Sog der Lyrik beinahe anfass­bar wird.

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Artikelnummer 9783944643311
Produkttyp Buch
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Autor
Verlag Verlag Rote Zahlen
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Erscheinungsjahr 2014
Seitenangabe
Sprache ger
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