Ornithologische Monatsberichte, Vol. 5

Excerpt from Ornithologische Monatsberichte, Vol. 5: Januar 1918 Mitunter ist in solchen verzweifelten Fällen von einem Schmecken und Prüfen der Vögel, von irgendwelchen Versuchen der Tiere, ihren Hunger nunmehr mit anderen Dingen zu stillen, gar keine Rede. Sie hören eben auf zu fressen, beginnen nach einiger Zeit die Federn zu sträuben und würden still und teilnahmslos dahin sterben, wenn wir ihnen nicht wieder ihre frühere Nahrung verschafften. Dabei dürfen die Sämereien, um die es sich handelt, garnicht sehr verschieden sein. Ich hielte es für durchaus glaubhaft, würde mir jemand berichten, irgend ein Pfäffchen sei rettungslos verloren gewesen, weil ihm anstatt der grosskörnigen weissen Hirse nur kleine, rote und schwärzliche Hirse verabfolgt werden konnte. Damit die Tiere fressen, ist zweierlei erforderlich. Erstens muss ein innerer Reiz sie zur Nahrungsaufnahme antreiben, ein Reiz, der beispielsweise bei manchen Zugvögeln während der Zeit des stärksten Zugtriebes ganz auffällig zurücktritt, sodass dann unter Umständen auch ihre Lieblingskost von den Vögeln gar nicht beachtet wird. Zum anderen muss diesem inneren Reiz auch ein äusserer entsprechen, der von der artgemässen Nahrung verursacht wird. Je ungleichmässiger und spärlicher die Nahrung, mit der die Vögel ihren Hunger zu stillen pflegen, verteilt ist, um so stärker wird auch der Bewegungsdrang sein, welcher im Falle des Hungergefühls durch den inneren Reiz veranlasst wird. Das Weisskehlpfäffchen, das hier vor uns steht, würde durch das Hungergefühl vermutlich nur dazu bewogen werden, an das Futtergefäss zu hüpfen. Wäre das geleert, so würde es noch den Käfigboden nach verstreuten Körnern absuchen. Hätte auch das nicht zum Ziele geführt, so wäre die Nahrungssuche vermutlich beendet, und das Verhängnis nähme seinen Lauf. Stellen wir uns dagegen eine Meise in der gleichen Lage vor, so könnten wir mit Sicherheit auf eine Zeit sehr gesteigerter Beweglichkeit rechnen, welche der an dem naturwidrigen Ort selbstverständlich erfolglosen Nahrungssuche dienen sollte. Diese auffällige Verschiedenheit kann sehr leicht auf ihre Gründe zurückgeführt werden. Das scheinbar so stumpfe, in sein Schicksal ergebene Pfäffchen gehört einer Art an, welche sich im Freileben von einigen wenigen Sämereien ernährt, die dort stets in Hülle und Fülle vorhanden sind, die Meise dagegen ist Zeit ihres Lebens daran gewöhnt, ihre zumeist aus winzigen Bröcklein bestehende Nahrung mit unermüdlicher Geschäftigkeit aufzusuchen. Der Kreis von Gegenständen, welche die Vögel zur Nahrungsaufnahme veranlassen, ist nicht nur örtlich, sondern häufig auch individuell recht verschieden. About the Publisher Forgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.com This book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully, any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.

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Artikelnummer 9781332459575
Produkttyp Buch
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Einband Kartonierter Einband (Kt)
Meldetext Folgt in ca. 5 Arbeitstagen
Autor Reichenow, Ant
Verlag Forgotten Books
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Erscheinungsjahr 2015
Seitenangabe 162
Sprache ger
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