Artikelnummer | 9783896650795 |
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Produkttyp | Buch |
Preis | 43,50 CHF |
Verfügbarkeit | Lieferbar |
Einband | Kartonierter Einband (Kt) |
Meldetext | Libri-Titel folgt in ca. 2 Arbeitstagen |
Autor | König, Hans J. / Lämmer, Manfred |
Verlag | Academia Verlag |
Weight | 0,0 |
Erscheinungsjahr | 1999 |
Seitenangabe | 302 |
Sprache | ger |
Anzahl der Bewertungen | 0 |
"Herr Jud" sollen Sie sagen Buchkatalog
Gegenüber einer Umwelt, deren Antisemitismus zwischen Latenz und Virulenz schwankte, in der Juden fast durchweg marginalisiert wurden, wagten einige junge Akademiker in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts den Schritt zur 'Selbstentfremdung' von der deutschen Umwelt, indem sie erklärten, sie seien Nationaljuden. Nationalisierung bedeutet nach Krockow Aktivierung, Egalisierung und Solidarisierung. Den institutionellen Rahmen für eine spezifische Ausprägung des jüdischen Nationalismus bildeten jüdische Turn- und Sportvereine. Bereits diese Aktivierung wurde - von Juden mehr als von Nichtjuden - als verdammenswerte Provokation oder als unhistorische Nachahmung empfunden, die Egalisierung fand Widerstand an den tradierten sozialen Grenzen, die vorgebliche Solidarisierung mit anderen Juden zog den Vorwurf der mangelnden Loyalität gegenüber Deutschland nach sich. Die jüdischen Turnvereine wollten sich nicht als Abwehrverein verstehen. Mit positiven, eigenen Werten ausgestattet, wollte man sich als offensive Bewegung verstehen. Im Muskeljudentum, im individuellen starken jüdischen Leib sollte der starke jüdische Volkskörper versinnbildlicht werden. Der Glauben an eine gemeinsame jüdische Zukunft mußte mit der Kreation (A.D. Smith) einer ruhmvollen nationaljüdischen Vergangenheit abgesichert werden, aus angeeigneter Geschichte sollte die eigene Geschichte wachsen. Dieser ideengeschichtliche Aspekt wird ergänzt durch die sozialgeschichtliche Darstellung der nationaljüdischen 'Gegenwartsarbeit', die in den Turnvereinen viel intensiver gepflegt wurde als in den Haupt- und Staatsaktionen des politischen Zionismus. Eine der Hauptthesen des Buches lautet, daß gerade durch die Entfremdung die Anerkennung der Nichtjuden angestrebt wurde, eine andere, daß das vermeintlich selbsthasserische Annehmen der 'nichtjüdischen' Werte Entlastungsfelder eröffnete, die es ermöglichen sollte, die Erfolgsgeschichte des deutschen Judentums auch im 20. Jahrhundert unverändert fortzuschreiben.
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