Gedanken für den Tag

Die Mutter Rainer Maria Rilkes war gerade 30 Jahre alt, als sie sich entschloß, ihre Ehe mit Rilkes Vater zu beenden. Die gebildete Frau lebte von da an allein, reiste viel und nahm mit wachen Sinnen und kritischem Blick ihre Umwelt wahr. 1900 veröffentlichte sie eine kleine Sammlung von Sentenzen, die sie »Ephemeriden« nannte, für den Tag Notiertes. Mehr als hundert Jahre später zeigt sich, daß viele dieser durch Erfahrung und Beobachtung gewonnenen Einsichten und Ansichten durchaus zeitlos sind. Auch die leise Selbstironie, mit der einige von ihnen formuliert sind, teilt sich noch immer unmittelbar mit. Grund genug für Hella Sieber-Rilke, sie, ergänzt durch unveröffentlichte Briefe des Dichters, der die Entstehung und Verbreitung des Buches mit Ratschlägen begleitet hatte, neu herauszugeben.

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