Ins Denken ziehen

Dieter Henrich, weltweit bekannt als Erforscher des deutschen Idealismus und Philosoph der Subjektivität, resümiert in Gesprächen mit Matthias Bormuth und Ulrich von Bülow die Stationen seines Lebens, den Gang seines Denkens sowie die Begegnungen mit Lehrern, Zeitgenossen und Weggefährten wie Hans Georg Gadamer, Martin Heidegger, Theodor W. Adorno, Hilary Putnam, Sergiu Celibidache oder auch Alexander Mitscherlich, der ihm nach einigen Sitzungen bescheinigte, keine Psychoanalyse zu benötigen. Zu Henrichs prägnanten Erinnerungen gehört, dass er als junger Mann sowohl bei einem Empfang von Papst Pius XII. in Rom als auch in Indien vor dem höchsten Shankaracharya stehen blieb, während alle anderen Anwesenden, darunter auch die Königin von Griechenland, die Knie beugten oder sich zu Boden warfen. «Ich konnte es nicht über mich bringen.» In seiner Person verbindet sich eine erstaunlich erfolgreiche Karriere, die ihn genauso nach Harvard wie in den Zeiten des Kalten Krieges nach Moskau führte und ihn zu einem der einflussreichsten Philosophen seiner Zeit werden ließ, mit einer ergebnisoffenen, undogmatischen Philosophie, in der die Freiheit des Subjekts als eine ermöglichte verstanden wird und nicht als eine aus Selbstmacht initiierte. In mit großer Offenheit geführten Gesprächen lernen wir einen eleganten, altersweisen Metaphysiker ohne System und ohne Lehrsätze kennen, der der menschlichen Subjektivität in ihrem Glück und ihren Nöten, ihren Wirrungen und befreienden Momenten folgt.

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