Die zweite Schuld

Der Klassiker der politischen Literatur - mit einem Nachwort von Lena Gorelik. Mit dem Begriff der zweiten Schuld bringt Ralph Giordano das Versagen der deutschen Gesellschaft nach dem Holocaust auf den Punkt. Er untersucht, was mit den Verfolgern geschah und beklagt die Scheinheiligkeit wie Unvollständigkeit der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Sie gründet auf einer Amnestie für Naziverbrecher, die wieder in die Nachkriegsgesellschaft eingegliedert wurden. Diese zweite Schuld hat die politische Kultur Deutschlands wesentlich mitgeprägt, Giordano nennt das den »großen Frieden mit den Tätern«. Da zugleich ein Bekenntnis zur Kollektivschuld ausblieb, konnte auch in der Erinnerungskultur kein zuverlässiges Fundament entstehen. Und in dieser Verweigerung, sich mit dem Holocaust zu beschäftigen, liegt ein großes moralisches Versagen. Doch wurde das Buch zugleich in der Hoffnung geschrieben, damit sich nicht wiederholt, was schon einmal in Verfolgung und Krieg mündete.

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