Die Kritik der marxistischen Rechtstheorie

In Eugen Paschukanis' Begriff der Rechtsform kulminiert die Dialektik von Freiheit und Herrschaft der bürgerlichen Gesellschaft. In ihr tritt das bürgerliche Subjekt in der Dreieinigkeit als egoistisch wirtschaftendes Subjekt, als Rechtssubjekt und als moralisches Subjekt auf. Paschukanis entwickelt den Begriff der Rechtsform in Anlehnung an den Marx'schen der Warenform. Rechtsform und Warenform stehen in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis, die Herrschaft der politischen Ökonomie muss als rechtlich vermittelte begriffen werden. Dabei wird das Recht nicht als Instrument (der herrschenden Klasse bzw. des Proletariats), sondern unabhängig von seinem jeweiligen Inhalt als Form reflektiert. Linda Lilith Obermayr arbeitet in ihrer Studie heraus, wie dieser Bewusstwerdungsprozess durch die Rechtsformkritik als immanente Kritik vorangetrieben wird, die ihre Erkenntnisse in der Einheit von Kritik und Darstellung gewinnt. In Form der Einwände des österreichischen Rechtstheoretikers Hans Kelsen wird eine exemplarische Gegenposition stark gemacht, an der sich Paschukanis' Rechtsformtheorie einer umfassenden Selbstkritik wie auch einer Auseinandersetzung mit dem >gesunden Menschenverstand< (im Sinne Hegels) unterziehen kann. Erst in Konfrontation mit Kelsens Positivismus und methodischem Reinheitspostulat tritt die Pointe marxistischer Rechtsformkritik in ihrer Radikalität hervor: Objektivität und Subjektivität, Unmittelbarkeit und Vermittlung, Wirklichkeit und Schein stellen sich zunehmend als die Gegenteile ihrer selbst dar. Gegen den utopischen Versuch, ein Jenseits des Rechts zu imaginieren, wird Paschukanis' Rechtstheorie zuletzt nicht als Theorie, wie das Recht sein soll, sondern als Theorie, wie das Recht erkannt und das heißt zugleich kritisiert werden soll, geltend gemacht.

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Artikelnummer 9783958322967
Produkttyp Buch
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Einband Kartonierter Einband (Kt)
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Autor Obermayr, Linda Lilith
Verlag Velbrueck GmbH
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Erscheinungsjahr 20220715
Seitenangabe 284
Sprache ger
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