Der intime Blick. Maria Sabine Augstein Buchkatalog

Der intime Blick" - so lautet der Titel eines Bildbandes mit Porträts Maria Sabine Augsteins, fotografiert von ihrer Lebenspartnerin, der Künstlerin Inea Gukema-Augstein. Die von 1985 bis 1988 entstandenen, nun erstmals gezeigten Fotografien reflektieren den Prozess einer besonderen Identitätsfindung im Spannungsfeld tradierter Weiblichkeit. Texte von Sarah Schumann, Eva Müller, Karl Michael Armer und Prof. Friedemann Pfäfflin beleuchten den biografischen, sozialen und künstlerischen Kontext der Bilder. Maria Sabine Augstein, geboren 1949 als Sohn des Spiegel-Herausgebers Rudolf Augstein und der Journalistin Lore Ostermann, bekannte sich 1977 als eine der Ersten zu ihrer Geschlechtsumwandlung. Die engagierte Juristin, die als Transsexuelle und Lesbe einer doppelten Minderheit angehört, trug maßgeblich zur Schaffung des Lebenspartnerschaftsgesetzes (2001) bei und setzt sich als Rechtsanwältin für die Rechte von Transsexuellen, Lesben und Schwulen ein. Aus der geglückten Kombination von künstlerischer Profession und privater Verbundenheit beziehen die Fotografien Gukema-Augsteins ihre besondere Qualität: Der intime Blick der Fotografin erlaubt der Porträtierten eine große Offenheit und lässt Betrachterinnen und Betrachter unmittelbaren Anteil nehmen an deren Selbst-er-findung. In großer Stille zeigt die Kamera ihr Erproben des Frau-Seins und ihr Spiel mit den Erscheinungsformen weiblicher Existenz als inneren Prozess. Der Facettenreichtum ihres Ausdrucks und die Bezüge auf kulturell kodierte Geschlechterbilder unterlaufen Rollenzuweisungen und präsentieren in den inszenierten Porträts Maria Sabine Augsteins das Dokument einer Verwandlung. In neun assoziativen Texten vergegenwärtigt die Berliner Malerin Sarah Schumann die Entstehung der Fotografien, die Kuratorin Eva Müller betrachtet sie vor dem Hintergrund von Kunstgeschichte und Porträttradition. Die Biografie Maria Sabine Augsteins skizziert der Journalist und Autor Karl Michael Armer in seinem Beitrag "Ein ganz normales Leben", und der Psychiater und Psychotherapeut Professor Friedemann Pfäfflin erläutert in seinem Beitrag "Geschlechter im Fluss" medizinische und psychologische Dimensionen von Transsexualität.