Das Urteil im Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965)

Vom 20. Dezember 1963 bis zum 20. August 1965 tagte in Frankfurt/Main der Auschwitz-Prozess. Dieser war vom damaligen Hessischen Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer (1903-1968), 1949 als Sozialdemokrat aus dem skandinavischen Exil in die BRD zurückgekehrt, gegen alle Widerstände eingeleitet worden. Fritz Bauer stellte in der Justiz 'angesichts der konservativen, deutschnationalen und spießigen Verkrustung des damaligen Justizapparates eine absolut singuläre Erscheinung von historischem Rang' dar (Heinz Düx, Untersuchungsrichter im Auschwitz-Prozeß). Trotz der großem internationalen und nationalen Beachtung, die dieser Prozess in der deutschen Justizgeschichte gefunden hat, war das 930 Seiten umfassende Urteil bisher nur für Spezialisten zugänglich. Jetzt ist es erstmals als selbständige und textkritische Publikation verfügbar. Das Beweisthema des Gerichts konzentriert sich auf den Massenmord an den Juden im Vernichtungslager Auschwitz. Daneben tritt aber auch Auschwitz als Vernichtungslager für Polen und für polnische Geiseln, als Exekutionsstätte für sowjetische Kriegsgefangene und als Vernichtungsstätte kranker und entkräfteter Lagerinsassen ins Blickfeld. Das politische System, das Auschwitz erzeugt hatte, blieb weitgehend ausgespart. Kooperationsverhältnisse mit der Wehrmacht und der Wirtschaft (IG Farben, Siemens etc.) werden nur am Rande sichtbar. Die politischen und militärischen Kräfte, die die Mordfabrik Auschwitz abgeschirmt hatten, waren nicht Gegenstand der strafrechtlichen Beweisaufnahme. Gleichwohl hat der Auschwitz-Prozess das Verbrechen des Vernichtungslagers Auschwitz der Weltöffentlichkeit unter strenger Beachtung des Strafrechts beweiskräftig vor Augen geführt und das Bewusstsein der Öffentlichkeit über den Charakter des Faschismus einschneidend verändert. Rudolf Augstein sprach daher zu recht von der "Vor-Auschwitz-Zeit". Diejenigen, die immer noch behaupten, dass es Auschwitz in dieser Form überhaupt nicht gegeben habe, wurden für alle Zeiten als Lügner und Geschichtsfälscher überführt. Ausgelöst durch den Eichmann- und Auschwitz-Prozess wurde das bleierne Korsett des Verdrängens, Verschweigens, hervorgerufen durch die 'Integration' großer Teile der Nazi-Eliten während der Adenauer-Ära, aufgebrochen. Aber auch in der DDR bewirkten diese Prozesse eine Veränderung in der öffentlichen und wissenschaftlichen Behandlung des Holocausts. Die Herausgeber: Friedrich-Martin Balzer (Jg. 1940), Promotion bei Wolfgang Abendroth, zahlreiche Veröffentlichungen zur jüngeren deutschen Geschichte, zuletzt erschien die von ihm mitherausgegebene Edition 'Erwin Eckert/Emil Fuchs: Blick in den Abgrund. Das Ende der Weimarer Republik im Spiegel zeitgenössischer Berichte und Interpretationen'. Werner Renz (Jg. 1950), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut in Frankfurt/M. Autor zahlreicher Aufsätze über das Lager Auschwitz und über den 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess sowie einer annotierten Auswahlbibliografie zur Auschwitz-Literatur.

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Artikelnummer 9783891443545
Produkttyp Buch
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Einband Fester Einband
Meldetext Neuauflage/Nachdruck unbestimmt
Autor Balzer, Friedrich-Martin / Renz, Werner
Verlag Pahl-Rugenstein Verlag
Weight 0,0
Erscheinungsjahr 2004
Seitenangabe 624
Sprache ger
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