Das einsame Leben

Francesco Petrarca - vor 700 Jahren (1304) geboren, Schöpfer des »Buchs der Lieder« (Canzoniere) und der ersten Dichtung des Humanismus in italienischer Sprache (»Trionfi«), war wegweisend für die europäische Geistesgeschichte, er steht am Anfang der Entwicklung, die zur Moderne geführt hat. Petrarcas Leben war erfüllt von großer Rastlosigkeit. Von seinem Landsitz in der Vaucluse bei Avignon aufbrechend, bereiste er die europäischen Städte und Landschaften, er wurde in Rom zum Dichter gekrönt, lebte acht Jahre in Mailand, dann in Prag und Venedig. Und doch verdanken wir ihm unsterbliche Texte über die Askese, die meditative Abgeschiedenheit, »das einsame Leben«. Zwei dieser auf lateinisch geschriebenen Texte sind nun zum ersten Mal in deutscher Sprache zu lesen: »De vita solitaria« zum erstenmal überhaupt, und »De secreto conflictu curarum mearum« zum erstenmal seit einem Jahrhundert wieder. Der Gegensatz zwischen ländlicher Kontemplation und städtischer, gesellschaftlicher Zerstreuung ist ihr Grundthema, so wie ihr Verfasser zwischen der Sehnsucht nach Muße und neugieriger Weltlust, ehrgeiziger Dichterleidenschaft und ruheloser Frauenliebe hin- und hergerissen war. Eine wunderbare Entdeckung, eine heilsame Lektüre für unsere Zeit.

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