Das absolute Sehen

Evgen Bavcar, der Blinde, sieht die Dinge anders. Sehen und Nicht-Sehen stehen im Mittelpunkt seiner Erzählungen, die begleitet werden von Bildern, deren Entstehung einer Paradoxie geschuldet ist, dem Blick eines Blinden durch die Linse eines Fotoapparats, also dem Versuch, das festzuhalten, was nur in der Erinnerung und Imagination gegenwärtig ist: Objekte in ihrem Licht und Schatten. Bavcar läßt uns an seinem Alltag teilhaben und zwingt uns dabei eine andere Perspektive auf. Seine Welt des Tastens und Berührens ist zugleich sinnlicher und abstrakter, sie wird gespeist von der Kraft der Erinnerung an die Kindheit in Slowenien, an die Zeit des Sehens, und zugleich von der Macht der Vorstellung. Indem er sich zum Sehenden macht, sich im Akt des Fotografierens als Sehenden setzt, zieht er nicht nur seine Objekte in einen Dialog von Sehen und Nicht-Sehen hinein, sondern auch Betrachter und Leser. Dies führt zu einer produktiven Verwischung der Fronten, die die Posen eines jeden Modells zum Wanken bringt.

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