Büchners Lenz

»Der liebe Gott hat die Welt wohl gemacht, wie sie seyn soll, und wir können wohl nicht was Besseres klecksen, unser einziges Bestreben soll seyn, ihm ein wenig nachzuschaffen. Ich verlange in allem Leben, Möglichkeit des Daseins, und dann ist's gut, wir haben dann nicht zu fragen, ob es schön, ob es häßlich ist.« (Büchner, Lenz) Georg Büchners Lenz (1839) zählt zu den bekanntesten deutschsprachigen Prosatexten. Er zeigt den Wahnsinn des historischen Dichters J. M. R. Lenz aus der Innenperspektive der Figur und wurde zu einem Ausgangspunkt moderner Prosadichtung, weil er eine psychologische Einfühlung in den kranken Dichter zu ermöglichen schien. Das Buch von Yvonne Wübben historisiert erstmals diese Lesart, indem es der Geschichte des Textes im 19. und frühen 20. Jahrhundert nachgeht und die Rhetorik psychiatrischer Texte untersucht. Während Büchners Lenz heute ein fester Bestandteil des literarischen Kanons ist, war der Text im 19. Jahrhundert weitgehend unbekannt und schwer einzuordnen. Yvonne Wübben zeigt im Detail, inwieweit Büchner an das Wissen und die Erzähl- und Darstellungsweisen der Psychiatrie seiner Zeit anknüpft und wie sehr dieser Bezug die weitere Rezeptionsgeschichte prägt. Büchners Lenz erweist sich somit nicht als ein authentisches Dokument des Wahnsinns. Vielmehr stellt er einen Fall dar, bei dem literaturwissenschaftliche Kanonisierung und psychiatrische Kritik an wissenschaftlichen Objektivitätsidealen untrennbar bis heute miteinander verbunden sind.

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Artikelnummer 9783862530809
Produkttyp Buch
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Einband Fester Einband
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Autor Wübben, Yvonne
Verlag Konstanz University Press
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Erscheinungsjahr 2016
Seitenangabe 300
Sprache ger
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