augenbrot

Man sieht das gesamte Werk von Dillenberger erst >richtig<, wenn man es nicht richtig sieht. Natürlich gibt es an hand­werklich meisterhaften Details viel zu ent­decken - man schaue nur bei scheinbar simpel abfotografier­ten Sze­narien wie >devot I< und >devot II< einmal genauer hin. Aber die ästhe­tische Singularität der Werke, ihre tiefblickende Substanz, ihre schmerzhafte Wahrhaftigkeit offenbaren sich erst, wenn man sie als Ganzes in den Blick nimmt - ein wenig unkonzentriert, ein wenig erschöpft, ein wenig überfor­dert. Wie z. B. bei einem Rothko ist auch bei Dillen­berger ein übergenaues Hin­sehen ganz falsch. Und das gilt auch für die Texte, die schon alleine deshalb eine ästheti­sche Einheit mit den Grafiken bilden. Man habe keine Furcht, bei dieser >Rezeption in der Zerstreuung< (Benjamin) etwas Wichti­ges zu überle­sen. Dillenberger baut in seine Werke tückische Widerhaken ein, die uns immer wieder schmerzhaft daran erinnern, worum es bei Kunst eigentlich geht: Die abgrundtie­fe Trauer über den verloren­gegangen Sinn. Diese Widerhaken sind manchmal so subtil gesetzt, dass man zunächst gar nicht erkennt, warum eine Zeile so hartnäckig im Hirn rotiert. Ein Beispiel: >ich kniete nieder, wie das menschen tun<. Je nachdem, ob man beim Lesen die Betonung auf >menschen< oder auf >tun< legt, rechnet sich das Lyrische Ich zu den Menschen oder - eben nicht. Letzteres wäre natürlich derart deprimierend, dass es kaum zu ertragen wäre. Dillenberger jedenfalls lässt uns mit dieser Frage alleine. Der Leser muss das selbst entscheiden.

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Artikelnummer 9783944643618
Produkttyp Buch
Preis 31,90 CHF
Verfügbarkeit Lieferbar
Einband Fester Einband
Meldetext Folgt in ca. 10 Arbeitstagen
Autor Dillenberger, Kai
Verlag Verlag Rote Zahlen
Weight 0,0
Erscheinungsjahr 2015
Seitenangabe 100
Sprache ger
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