13. Jahrhundert

Philosophie zur Zeit der Entstehung der europäischen Universität In der Historiographie der mittelalterlichen Philosophie hat das 13. Jahrhundert seit je einen besonderen Platz eingenommen. Im Zuge der institutionellen Trennung der Artistenfakultät von den höheren Fakultäten an den neu entstandenen Universitäten wurden eigenständige Curricula für die Philosophie geschaffen, deren Gegenstandsbereich, Funktion und Status sich nun grundlegend wandelte. Erstmals gab es Professoren (magistri), die sich ausschließlich mit philosophischen Texten beschäftigten, allen voran mit solchen des Aristoteles (und seiner arabischsprachigen Interpreten), dessen logische, naturphilosophische und moralphilosophische Werke man im 13. Jahrhundert zu einem umfassenden Wissenschaftssystem verband, welches erst im 17. Jahrhundert durch neue philosophische Formen verdrängt wurde. Durch die intensive Rezeption neu übersetzter und kommentierter philosophischer Quellen auch in der Theologie geriet das Verhältnis von Theologie und Philosophie zu Einem zentralen Thema und Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen, in denen Angehörige der neuformierten Bettelorden, etwa Thomas von Aquin, oft Schlüsselrollen einnahmen. Für die Philosophiegeschichtsschreibung blieben herausragende Denker wie Thomas lange Zeit prägend, bis nicht zuletzt unter dem Einfluss der analytischen Philosophie seit Mitte des 20. Jahrhunderts in intensiver Beschäftigung mit mittelalterlicher Logik und Sprachphilosophie auch andere Gelehrte verstärkt wahrgenommen wurden. Neuere Darstellungen der Philosophie des 13. Jahrhunderts konzentrieren sich entsprechend häufig auf zu heutigen Fragestellungen «anschlussfähige» Themenbereiche, sodass der nun erscheinende Band mit der Zugrundelegung eines dem Darstellungszeitraum angemessenen Philosophiebegriffs ebenso eine Lücke schließen wird wie mit der Nachzeichnung der philosophischen Entwicklung in ihrer ganzen Breite, also unter Einbezug der Schriften bislang wenig beachteter Autoren. In bewährter Grundriss-Manier liegt der Schwerpunkt des unter Mitwirkung vieler international renommierter Experten erstellten Bandes auf einer nach Regionen und einzelnen Autoren gegliederten Darstellung mit vielen Werkbeschreibungen und umfangreichen Bibliographien. Diese Kapitel sind eingerahmt von großen Abschnitten zu den institutionellen Voraussetzungen und überkommenen inhaltlichen Grundlagen des Philosophierens sowie zur systematischen Entfaltung einzelner Teilbereiche der Philosophie des 13. Jahrhunderts.

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